»Selten ist so umfassend und persönlich eindringlich beschrieben worden, wie das Ende der UdSSR den Menschen immer noch in den Knochen steckt.«

– Irmtraud Gutschke, der Freitag

Im Rahmen von Queer (L)it! hat Sasha Marianna Salzmann am 23. September 2021 mit Esther Willbrandt über queere Literatur und Salzmanns neuen Roman Im Menschen muss alles herrlich sein gesprochen. Der Roman verfolgt die Lebenswege von vier Frauen über zwei Generationen von der Perestroika und dem Zerfall der Sowjetunion bis in die Gegenwart in Deutschland. Wie soll man Erfahrungen überwinden, wenn darüber nicht gesprochen wird, nicht einmal mit der eigenen Tochter? Wie soll man die Erinnerungen anderer verstehen und geht das überhaupt?

Die Lesung wurde aufgezeichnet und ist bis zum 23. Oktober 2021 zu sehen.

> Zum Youtube-Stream [01:25:15]

Lesung mit Sasha Marianna Salzmann

Logo der Queer (L)it!-Reihe

Der Wall-Saal mit Publikum und Esther Willbrandt und Sasha Marianna Salzmann auf der Bühne

© Rike Oehlerking

Im Menschen muss alles herrlich sein heißt das neue Buch von Sasha Marianna Salzmann, das die nichtbinäre Romanautor*in mit Wurzeln in der ehemaligen Sowjetunion am 23. September im Wall-Saal der Stadtbibliothek Bremen bei einer Lesung präsentierte. Es war eine Queer (L)it!-Veranstaltung der Stadtbibliothek und des virtuellen Literaturhauses. Seit September ist in Bremen Queer Power Month, also ging es nach Grußworten von Carolin Graf (Stadtbibliothek) und Heike Müller (Literaturhaus) dann im Gespräch mit Esther Willbrandt (Bremen Zwei) natürlich auch um Fragen wie: Was ist queere Literatur? Ist Shakespeare queer? Und darum, dass sich Deutsch, die Sprache der Dichter und Denker scheinbar gut für Philosophie, aber nicht so gut für Gendertheorie eignet. Das sagt zumindest Sasha Salzmann, die auch im Russischen und Englischen zuhause ist.

Der Roman erzählt von Schicksalen in der „Fleischwolfzeit“ – also den 90er Jahren in der Sowjetunion. Zur Vorbereitung auf den Roman führte Salzmann Interviews mit einigen Frauen, die diese Zeit miterlebt hatten und lernte dabei viel über sich selbst, sogar über ihre eigene Geburt. Das Publikum lernte auch etwas, zum Beispiel, dass der sowjetische Wunderheiler Anatoli Kaschpirowski mittlerweile versucht, Corona zu heilen und mit welchen Mythen und Heldengeschichten man in der Sowjetunion aufwuchs.

Salzmanns Roman ist sehr dicht erzählt. In der ersten Passage, die an dem Abend vorgelesen wurde, ging es um den Tod von Familienangehörigen, Liebesbeziehungen, ethnische Ressentiments in der Sowjetunion, das Streben nach Unabhängigkeit einiger Sowjetrepubliken und die Frage der Protagonistin, wo sie eigentlich hingehört.

Im Menschen muss alles herrlich sein ist am 12. September bei Suhrkamp erschienen und stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2021.  

Text: Clemens Benesch


Mehr von Sasha Marianna Salzmann

Im Rahmen von Queer (L)it! startete am 1. September die digitale Videoreihe von und mit Sasha Marianna Salzmann. Darin redet Salzmann mit bedeutenden queeren Schriftsteller*innen über ihre Werke und Fragen der queeren Literatur. Dabei sind Antje Rávik Strubel, Hengameh Yaghoobifarah, Gunther Geltinger und Tomasz Jedrowski. Bis zum Ende des Jahres gibt es jeden Monat eine neue Folge mit einem anderen Gast. Lerne bedeutende queere Autor*innen kennen und lausche ihren Gesprächen.

Hier geht es zur Videoreihe


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