In der vierten und letzten Satzwende-Lesung am 2. Juni stellte Isabel Bogdan ihren neuesten Roman Wohnverwandtschaften vor. Doch zunächst wurde sie vom Moderator Jens Laloire zu ihrem Hintergrund in der Übersetzung befragt und auch dazu, wie dieser möglicherweise ihren aktuellen Schreibprozess beeinflusst.
Hier verrät sie: Sie fürchtet sich vor einem leeren Blatt! Während sie sich beim Übersetzen mit der Handlung eines bereits bestehenden Buches auskennt, ist das bei einem eigenen Werk natürlich nicht der Fall…
Woher kommen also die Inspirationen? Als Isabel von der Entstehung ihres ersten Buches erzählt, wird schnell deutlich: Unsere persönlichen Erfahrungen können eine hervorragende Grundlage für eine Handlung bilden. Ihr erster Roman, Der Pfau, basiert tatsächlich auf einer wahren Begebenheit, die ihr erzählt wurde.
Der Umstand, dass Handlungen und Charaktere häufig aus Personen und Geschichten des eigenen Lebens entstehen, wird im weiteren Gespräch wiederholt aufgegriffen. Eine Erzählung einer Freundin, eine Horrorgeschichte eines anderen Freundes…all das kann eine voll ausgearbeitete Figur mit Tiefe und Charakter erzeugen. Es zeigt sich: Das Kreieren von Figuren und Geschichten ist oft, bewusst oder unbewusst, ein kollaborativer Prozess.
Auch schwerere Aspekte des Lebens finden so ihren Weg in die Literatur und können dadurch verarbeitet werden. Eine der vier Hauptfiguren in Wohnverwandschaften erkrankt im Laufe der Handlung an Demenz. Dieses Thema betrifft sowohl Isabel selbst als auch viele der Gäste der Lesung. Es ist bemerkenswert, wie es der Autorin gelingt, eine passende Stimme für ein solch komplexes Thema zu finden. Somit entstehen vier sehr unterschiedliche, auf ihre eigene Weise interessante Figuren, was das Lesen noch spannender macht.
Text: Michelle Bosnak