Anna Yeliz Schentke: #Sprache
In dem herausragenden Debütroman Kangal steht der politische Aktivismus in der heutigen Türkei im Mittelpunkt. Aus drei Perspektiven werden mitreißend die Geschichten von Dilek, Tekin und Ayla erzählt. Anna Yeliz Schentke setzt dabei ganz auf die Codes und Leerstellen der Sprache. Kangal ist hochbrisant, denn der Roman zeigt gerade auch in seinen Auslassungen die Folgen eines repressiven Systems für unsere Gesellschaft und benennt zugleich die Differenzen zwischen den Generationen auf sehr präzise Weise..
Heinz Helle: #Väter
Heinz Helles neuer Roman Wellen ist eine sensible und tiefsinnige Reflexion über Vaterschaft, überkommene und neue Rollenmodelle und nicht zuletzt über die Liebe: zu seinen Kindern, seiner Frau, zu sich selbst – und zur Sprache. Vor dem Hintergrund des ersten Jahres der Corona-Pandemie mit all seiner Enge und Ungewissheit denkt Heinz Helle in tagebuchartigen Sequenzen nicht nur über die deutsche Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts nach, sondern schreibt so leichtfüßig über das alltägliche Zweifeln und Verzweifeln, dass es schon wieder schön ist.
14. März 2023 | 20:00 Uhr | Bremer Shakespeare Company
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Daniela Dröscher: #Klasse
Aus der Perspektive des Mädchens Ela erzählt Daniela Dröscher in Lügen über meine Mutter eine Familiengeschichte in einem deutschen Dorf der achtziger Jahre. Ihr autofiktionaler Roman handelt vom ständigen Kampf der Mutter gegen ihr Übergewicht und von der Niedertracht des Vaters in dem damals noch unhinterfragten patriarchalen Gefüge. Zugleich reflektiert Daniela Dröscher in ihrem Buch dialogisch über Herkunft, Klasse und die Auswirkungen eines Rollenmodells, das in einer Tragödie enden muss.
25. April 2023 | 20:00 Uhr | Bremer Shakespeare Company
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Kim de l'Horizon: #Zukunft
Sehr verdient wurde der Roman Blutbuch 2022 mit den höchsten Literaturpreisen ausgezeichnet, zählt er doch zu den inhaltlich und stilistisch spannendsten Neuerscheinungen der letzten Jahre. Die experimentelle Familiengeschichte, aus der Sicht einer nonbinären Person erzählt, bricht nicht nur gesellschaftliche, sondern auch erzählerische Normen auf. Kim de l'Horizon macht sich, adressiert an die Großmutter, auf die Suche nach anderen Arten von Wissen, Überlieferung und Ichwerdung, um sich von Dingen zu befreien, die ungefragt weitergetragen werden.
In Kooperation mit der bremer shakespeare company starteten das virtuelle Literaturhaus und das Bremer Literaturkontor 2022 eine neue Lesereihe, mit der regelmäßig prominente deutschsprachige Gegenwartsautor*innen für eine Lesung nach Bremen eingeladen werden. 2023 startet SATZWENDE mit neuen Autor*innen und Büchern in die zweite Runde. Die Auswahl der Schriftsteller*innen wird eng mit der Themensetzung des digitalen Literaturmagazins verknüpft. Passend zum Magazinthema des Monats wird ein*e Autor*in eingeladen, der*die zugleich die Kolumne für das digitale Literaturmagazin schreibt. Wir sprechen über neue Bücher und wichtige Themen.
Zur Satzwende 2022 mit Tomasz Jedrowski, Clemens Meyer, Anke Stelling und Helene Bukowski