Über Venedig in die Zukunft

© Rike Oehlerking

"Wie?" - entgegnete Laila, als Moderatorin Katharina Guleikoff sie bei der Buchpremiere fragte, was sie und ihre Gruppe durch die Schreibworkshops gelernt haben. Ein kleiner Schmunzler für das Publikum in der Bremer Shakespeare Company, der aber deutlich macht, dass Projekte wie diese es schaffen Schule und Spaß in Einklang zu bringen.

Laila hat mit ihren Klassenkamerad*innen der 8e aus der Oberschule in den Sandwehen im vergangenen Schulhalbjahr an der Geschichte Ich töte nicht für mich gearbeitet. Der dabei entstandene 14. Schulhausroman wurde nun von der Klasse vorgestellt. Die Geschichte verlässt die Gegenwart und zeichnet ein dystopisches Bild der Zukunft: Maschinen und KI haben die Kontrolle übernommen und die Menschen mit den Jahren immer weiter in den Hintergrund gedrängt. Schafft es eine kleine Gruppe verschwundener Kinder den Mainserver III zu stürzen?
Aber nicht nur die Schüler*innen aus Blumenthal hatten an diesem Abend die Möglichkeit ihre Arbeit vor Freunden und Familie zu präsentieren. Nach musikalischen Abwechselungen durch das „bildschöne Milchbrötchen“ – dem Berliner Rapper Yunus, durfte auch die Projektgruppe der Gesamtschule West mit ihrer Geschichte Die Reise zum Wunsch auf die große Bühne.

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Ihr Schulhausroman beschreibt die Leben von Denise, James und Freya, die sich durch seltsame Aufgaben immer näher kommen und schließlich in Venedig aufeinandertreffen. Was steckt hinter den mysteriösen Rätseln und welche Rolle spielt dabei die Katze Manfred, die Superkräfte hat und von Serienmörder Meikel verfolgt wird?

Obwohl das gemeinsame Schreiben in einer großen Gruppe auch immer große Herausforderungen mit sich bringt, war spürbar, mit welcher Begeisterung die Autor*innen für ihre Themen brannten. So konnte sich beispielsweise Matthias aus der Oberschule In den Sandwehen bei einem seiner Lieblingsthemen – der künstlichen Intelligenz – voll austoben. Im anschließenden Interview räumt er jedoch ein, dass er eine Apokalypse durch KI für eher unwahrscheinlich halte:

„Ich schätze mal, dass wir uns eher selbst zerstören, als dass das Roboter tun müssen.“

 „Mit den Büchern werden die Geschichten auch ein bisschen real, weil eben die Bücher real sind.“, freut sich Autor und Schreibcoach Bas Böttcher über die entstandenen Schulhausromane. Zusammen mit Betty Kolodzy hat er in den vergangenen Monaten die Romanarbeit an den Schulen betreut. Dabei zeigten sie den Jugendlichen den Prozess eines schriftstellerischen Werks von Anfang bis Ende: wie sich die ersten Ideen und Charaktere bilden, wie ein Spannungsbogen entsteht, wie man einen Titel findet und wie schließlich das Manuskript fertiggestellt wird.
Lernen konnten dabei aber nicht nur die Schüler*innen, denn auch sie hatten den ein oder anderen Tipp parat: „Also schreiben ist ein Prozess… das muss schon passieren.“ – empfahl zum Beispiel Ecrin aus der Gesamtschule West, als sie nach ihrem Umgang mit Schreibblockaden gefragt wurde. Ein gelungener Scherz zum Ende einer Veranstaltung, die zeigt, dass auch Jugendliche nach wie vor vom Schreiben begeistert werden können.

Text: Malte Hahs

© Rike Oehlerking